Schließen
Nachrichten von 06.06.2006, 14:50:49
Betreff: Freie Presse oder warum in Deutschland die Wahrheit NOCH verborgen bleibt

Von FRIEDRICH SCHMIDT

Saarbrücken. (SE) Zu jedem professionellen Politikverständnis gehört die Fähigkeit, die Nachricht ”hinter der Nachricht” zuverlässig zu erkennen. Das verheißt jedenfalls die Politikwissenschaft. Nicht umsonst wirbt unsere leider gar nicht so ”freie Presse” mit diesem Slogan, ohne dass sie je gewillt wäre, ihren damit selbst gesetzten hohen Anspruch zu erfüllen.

Ebenso wie zu allen Zeiten relevante menschliche Gefühle in der ganzen Bandbreite von tiefer Trauer über erfrischenden Frohsinn, Hunger und Überfluß immer wieder im Grunde sehr präzise beschrieben wurden, haben wir eine Zustandsbeschreibung über das Wesen der ”freien Presse” - schriftlich festgehalten vom damaligen Chefredakteur der New York Times anno 1880. Er wurde wegen seiner herausgehoben Tätigkeit bei der größten Zeitung gebeten, zu irgendeinem Jubiläum des Presseclubs eine Festansprache auf die freie Presse zu halten.

Hierbei hat er ausgeführt, dass es so etwas wie eine freie Presse in dieser Zeit in den USA nicht geben würde. Jeder wisse dies, deshalb wäre es eine Lüge, das Gegenteil zu behaupten, Ja, wer es von den Journalisten je wagte, seine ehrliche Meinung ins Blatt zu setzen, so würde dieses zum einen nie gedruckt, schlimmstenfalls verlöre dieser dadurch seine Anstellung. Jeder Berufskollege werde nur dafür bezahlt, seine ehrliche Meinung stets aus der Zeitung heraus zu halten. Er selbst wäre seine Anstellung als Chefredakteur binnen 24 Stunden los, wenn er es wagte, die eigene freie Meinung zu äußern. Vielleicht würde er diese Eigenmächtigkeit nicht einmal überleben. Das Geschäft der Journalisten wäre es stets, die Wahrheit zu zerstören, dreist zu lügen, zu verfälschen, zu verleumden, zu Füßen Mammons zu schleimen und den Geldgebern im Hintergrund blind zu gehorchen.

Dieses überraschend unverfälschte ”Bekenntnis” eines absoluten Insiders zum angeblichen Anspruch im Verhältnis zur traurigen Wirklichkeit ausgeübten Ideal der ”freien Presse”, hat heute den kaum hoch genug einzuschätzenden Vorteil, unseren Realitätssinn zu schärfen. Welche Erwartung sind realistisch, welche nicht bei jener so hochgelobten ”Institution” der freien Presse? Dann aber fällt unser Kartenhaus ”demokratischer Rechtsstaat” bei derartigen Beschreibungen der Wirklichkeit sofort in sich zusammen. Er kann bekanntlich ohne freie Presse niemals überleben.

Schließen

nachrichtenscript von artmedic webdesign