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Nachrichten von 21.12.2007, 15:38:06
Betreff: WINTERSONNWENDE - Das Julfest - Die Weih-Nacht - 12 Rauhnächte

J U L - ein lichtes Fest in dunkler Jahreszeit.
Gedanken zum Julfest von Heidrun und Ariane Meise.

Kulturpflege und das Bekenntnis zu den eigenen kulturellen Wurzeln setzt voraus, daß wir uns nicht nur mit der Historie im engeren Sinne, sondern auch mit den religiösen Bräuchen und Vorstellungen unserer Vorfahren befassen. Man kann sich diesen alten Vorstellungen anschließen oder diese auch ablehnen, aber kennen sollte man die Gedankenwelt derer, die vor uns waren, auf jeden Fall. Wenn es auf die Jahreswende zugeht, stellt sich diese Problematik für viele, die sich mit Traditionspflege beschäftigen, im besonderen Maße. Wollen wir die Geburt des "Heilands" feiern oder doch lieber auf die Vorstellungen und Bräuche der "Alten" zurückgreifen? Feiern wir das christliche oder das heidnische Fest? Feiern wir das Weihnachts- oder das Julfest? Was aber ist JUL?
Lange bevor das christliche Weihnachtsfest im heutigen europäischen Kulturkreis begangen wurde, feierte man im nordischgermanischen Kulturkreis das Mittwinterfest bzw. das Julfest. Erst später, im 3. Jahrhundert nach der Zeitenwende, begann man der Geburt des Jesus von Nazareth zu gedenken.

Heidnische Bräuche und Gepflogenheiten fanden später Eingang bei der Begehung dieser Festlichkeit, wie es auch beim Osterfest, bei Karneval/Fastnacht oder Silvester der Fall ist.
Das Julfest verbindet als ein Fest der Natur, Sonnen-, Toten- und Fruchtbarkeitsriten. Hierbei werden Mütter als Trägerinnen des neuen Lebens besonders verehrt. Der Tag vor dem Julfest ist deshalb der Göttin Frigg geweiht.

Das Wort "Jul" selbst geht auf das germanische Wort "guli" (Rad) zurück und symbolisiert die immer wiederkehrenden Zyklen der Natur im Jahreskreis. Gefeiert wird die Vollendung des Jahresrades und die Wiedergeburt neuen Lebens. Versinnbildlicht wird hier der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, d.h. der Sieg der Sonne, der Sieg des Frühlings über die kalte Jahreszeit Winter und das Wiedererstarken der Natur.

Wir begehen es wie unsere Vorfahren in der längsten Nacht des Jahres, der Nacht der Wintersonnenwende vom 21. auf den 22. Dezember.

Das Julfest hat einen engen Bezug zu den nachfolgenden "Rauhnächten", den 12 Nächten zwischen den Jahren, über deren Beginn 21. Dezember oder 24. Dezember Uneinigkeit herrscht.
In diesen Nächten nahmen germanische Priester Weihehandlungen zum Schutz vor der Finsternis vor. Die »Edda« berichtet über diese dunklen, geheimnisvollen Nächte in Odins wilder Jagd, die sich Jahr für Jahr wiederholt. Die Altvorderen glaubten, daß Odin in den Raunächten mit seinem Totenheer über die Erde braust. Um die toten Ahnen zum Mitwirken am neuen Wachstum der Erde zu bewegen, wurden ihnen Opfer dargebracht. Hier ist der Anknüpfungspunkt für das Ahnengedenken bei unserem Julfest, aber auch für das Geben von Geschenken an Weihnachten zu sehen.

Wir Heiden feiern dieses Fest in Anlehnung an das Brauchtum unserer Vorfahren. Die Gestaltung eines Julfestes kann sehr vielfältig sein. Feiern wir im Freien, ist sicherlich der brennende Holzstoß und die Gedenkrede am Feuer das Hauptelement. Ein wenig anders gestalten wir das Julfest in einem geschlossenen Raum. Hier ist wichtigster Bestandteil der mit vier Kerzen geschmückte Julbogen. Der lichtlose Raum wird mit dem Anzünden dieser Kerzen (und später weiterer Kerzen) erhellt und so wird der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, das Entstehen neuen Lebens, dargestellt. Ein weiteres Symbol für dieses neue Wachstum stellten bereits in germanischer Zeit immergrüne Zweige dar. Aus diesem Grunde ist auch unser Raum reich mit immergrünen Zweigen (Tannen, Eiben, Wacholder etc.) geschmückt. Der heutige Weihnachtsbaum findet hier seinen Ursprung. Als Symbole der Fruchtbarkeit liegen Äpfel und Nüsse auf dem Tisch. Wer möchte, kann als Ausdruck seiner Verbundenheit mit den Ahnen den Raum mit Runen schmücken oder bei den Vorbereitungen Kekse in Runenform backen und auf den Tischen auslegen.
Jeder, der an einer solcher Feier teilnimmt, sollte einige Minuten in sich gekehrt der Seinen gedenken.

Das Julfest ist auch ein Fest der Ruhe, der persönlichen Besinnung, der Dankbarkeit für das Vergangene und der positiven Hinwendung auf das Zukünftige.

Wird es als ein Fest der Gemeinschaft gefeiert, Z.B. in der Familie oder mit Freunden, nimmt das Festessen einen wichtigen Platz ein. Als Zeichen des Gedenkens und der Teilhabe unserer Ahnen werden ein Stuhl am Tisch freigehalten und ein Glas und ein Teller hingestellt.
Wir zeigen damit an, daß den Vorfahren ein besonderer Platz in unserer Mitte zuteil wird – im Gedenken und auch beim fröhlichen Miteinander. Das gemeinsame Singen von Liedern, die dem feierlichen Anlaß der Zusammenkunft entsprechen, ist ein weiterer Gestaltungspunkt des Julfestes. Ebenso kann eine Festrede gehalten werden oder Gedichte, Z.B. beim Entzünden der Kerzen am Julbogen, dargebracht werden.
Das Julfest ist ein Fest des Natürlichen, wir besinnen uns unserer Vorfahren und freuen uns auf das Kommende in der Natur und im Leben. Wir freuen uns, daß die Tage heller werden, die Sonne stärker und stärker werden wird, bis wieder alles grünt und blüht, und so die Natur zu neuem Leben erwacht. Wir sind hierbei Teil des Ganzen und nicht lediglich Individualisten oder dem Jenseits Hingewendete.
Warum entscheidet man sich entgegen der Zeiterscheinung für das Fest der Heiden? Es ist eine Entscheidung, die tief im Gefühlsleben des Einzelnen begründet liegt. Die Christen nennen es Glauben, für die Anhänger des Heidentum ist es das Gefühl der Verbundenheit mit den eigenen Wurzeln und nicht mit den Wurzeln einer fremden Kultur.

Wir wünschen allen heidnischen Kameradinnen und Kameraden und Ihren Familien ein besinnliches Julfest. Unser Wunsch richtet sich aber auch an die vielen christlichen Kameradinnen und Kameraden unter uns, auch Ihnen und Ihren Familien wünschen wir besinnliche und gesegnete Festtage.
*Aus der Monatszeitung für Politik und Kultur "Deutsche Stimme", Dezember 2007,
Postfach 10 00 68, 01571 Riesa
E-Post: redaktion(A)ds-verlag.de
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W i n t e r s o n n e n w e n d e .

Hier noch eine zweite Sichtweise des Weihnachtsfestes unserer Ahnen aus vorchristlicher Zeit:*
Die Wintersonnenwende ist eine der heiligsten
Sonnenfeiern und findet am 21. Dezember statt.

Sie bezeichnet die tiefste Nacht des Jahres - Weihnacht ist ja nichts anderes als Weihe-Nacht, ist gleich geweihte Nacht.
Oder wie in vielen Weihnachtsliedern besungen "Heilige Nacht".

Die "geweihten Nächte" verheißen das Wissen um die große Umkehr, um den Wiederaufstieg des Lichtes und um die Geburt des neuen Lebens. An Jul - wie es unsere Vorfahren nannten - ist die Dunkelheit gebannt, die Nächte werden kürzer und was tot schien und verloren, wird wieder erwachen. Das Julfest ist ein harmonisches Netzwerk ineinandergreifender Sonnen-, Toten- und Fruchtbarkeitsriten und symbolischer Handlungen zur Neuaktivierung menschlicher und natürlicher Kraft.

Den Höhepunkt der Dunklen Zeit bildet Jul, das Weihnachtsfest. In dieser längsten Nacht des Jahres erfüllt sich das Versprechen der Wiedergeburt.

Unsere Ahnen haben gespürt, daß zur Zeit der Wintersonnwende und Weihnachten sich etwas verändert. Daß nicht mehr nur die bloße Dunkelheit herrscht, sondern daß neues leben aufkeimt, auch wenn es noch nicht sichtbar ist. Unter der Erde sammeln sich die Kräfte zu neuem leben, das dann im Frühjahr durchbricht. Diese ungeheure Energie fängt wieder an zu wachsen.

Und das konnten sie spüren und wahrnehmen. Und das wurde gefeiert. Das neue Leben in seiner ganz unschuldigen neugeborenen Form.

Die ~ W I N T E R S O N N W E N D E ~ wurde von unseren Vorfahren, den Germanen, nicht nur in einer Nacht gefeiert. Die Feier ging eigentlich 12 Nächte lang. Diese 12 Nächte nannte man auch die Rauhnächte.
Rauhnächte - 24. Dezember bis 5. Januar.

Die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren Heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt. Diese Rauhnächte gingen immer von Nacht zu Nacht.
Also von 24.00 Uhr an Heilig Abend, der "Mutternacht" bis 24.00 Uhr am 25. Dezember - das war die erste Rauhnacht.
"Nacht" deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden.

Somit ist der ganze Tag "Nacht". Und die letzte Rauhnacht endet um 24.00 Uhr am 5. Januar. Diese Nacht ist wieder eine besondere Nacht, die Perchten-Nacht.
Es gibt also 12 Rauhnächte.

Die Alten benutzten jede dieser Rauhnächte für einen Monat des Jahres zum Deuten und Orakeln. Somit steht die erste Rauhnacht für den Januar, die zweite für den Februar und so fort. Sie beobachteten alles; Wetter, wie das Essen geschmeckt hat, ob gestritten wurde oder ob es friedlich zuging. Ob an diesem Tag alles glatt lief oder es Probleme gab. Und wenn ja, welche Probleme usw. Alles, auch das noch so unwichtige, hatte eine Bedeutung. Und wer es verstand, der konnte den dazugehörigen Monat im Vorhinein deuten. Man konnte das Ganze auch noch weiter differenzieren.

So waren immer zwei Stunden einer Rauhnacht stellvertretend für einen kommenden Monat. Die ersten beiden Stunden von 0.00 Uhr bis 2.00 Uhr in der Nacht standen immer für den Januar, die nächsten zwei für den Februar und so fort bis zu den letzten beiden Stunden, die für den Dezember standen. Und das jeden Tag.

Dann gab es besondere Tage, wie der 28. Dezember und der 5. Januar. Diese Tage waren geeignet, alles wieder aufzulösen und zu erlösen. Angenommen, man hatte die ersten drei Tage nur Streit, das Wetter war grauenvoll usw., dann hatte man am 28. Dezember, dem Tag der Kinder, die Möglichkeit alles wieder gut zu machen und aufzulösen. Dazu war es wichtig, sich alles nochmal genau vorzustellen und dann in weißes Licht zu tauchen oder in violettes und es verwandeln zu lassen in etwas positives. Das gleiche konnte man am Ende auch nochmal machen - also am 5. Januar. Drum wurden diese Rauhnächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte.

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Entnommen einer Einladung zur Wintersonnwendfeier am Freitag, den 21. Dezember 2007 vom Collegium Humanum zu Vlotho. Nur angemeldeten Personen (bis 19.12.07) ist die Teilnahme möglich.
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[Entnommen aus einer Nachricht]
Verehrte Leserschaft des WIDERHALL,
nochmals alles Gute für die Weihnachtszeit und für's kommende Jahr 2008!
Ihr Karl-Heinz Heubaum
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Die Botschaft der 4 Kerzen
http://www.lalole.de/daten/DievierKerzen.pps

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