Schließen
Nachrichten von 13.08.2007, 10:59:32
Betreff: 155 Milliarden gegen den Börsencrash - August 2007

Noch nie gab die Europäische Zentralbank so viel zur Stützung der Finanzmärkte / Kurse fallen weiter

Von Henrik Mortsiefer
10.08.2007 22:44 Uhr

Berlin - An den Finanzmärkten wächst die Angst vor einer globalen Kreditkrise. Um die Banken zu stützen und Engpässe bei der Kreditvergabe zu vermeiden, stellte die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main am Freitag erneut 61 Milliarden Euro zur Verfügung. Damit halfen die Währungshüter den klammen Banken binnen 24 Stunden mit mehr als 155 Milliarden Euro frischem Geld aus der Klemme. Nie zuvor hat die EZB den Banken eine derartige Finanzspritze gegeben – nicht einmal nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Auch die Notenbanken in den USA und Japan pumpten Geld in den Markt.

Beobachter bezeichneten die Intervention der Europäer als erfolgreich: „Die EZB hat richtig gehandelt und den nervösen Märkten eine Beruhigungspille verabreicht“, sagt Finanzexperte Manfred Jäger vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Daß die EZB so massiv mit Geld aushelfen mußte, deuten viele Anleger als Zeichen dafür, daß die Krise dramatischer ist als bisher angenommen. Die Angst geht um, daß die Kreditklemme das Wirtschaftswachstum in den USA und Europa bremsen und die Unternehmensgewinne beeinflussen könnte.

Auslöser der schweren Turbulenzen ist der Kollaps des US-Immobilienmarktes. Nachdem die Zinsen gestiegen und die Häuserpreise eingebrochen sind, können viele einkommensschwache Amerikaner ihre Immobilienkredite nicht mehr zurückzahlen. In den USA stehen fast zehn Billionen Dollar Hypothekenkredite aus, davon ist rund ein Drittel von Zahlungsausfällen bedroht. Rechnet man verbundene Branchen hinzu, repräsentiert der US-Baumarkt rund ein Viertel der amerikanischen Gesamtwirtschaft. Banken und Fonds haben sich mit verbrieften Ramschhypotheken in Milliardenhöhe verspekuliert und vergeben deshalb weniger Kredite. „Wo es kein Vertrauen gibt, gibt es auch keine Kredite“, sagt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater am Freitag. In diese Bresche sprangen jetzt die Notenbanken.

Die Nervosität an den Aktienmärkten ist allerdings unverändert groß. Vor allem Finanzwerte gerieten unter Druck. Anleger fürchten, daß noch mehr Banken, Hedgefonds und Finanzdienstleister von der Hypothekenkrise in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Das „Wall Street Journal“ berichtete, daß die US-Börsenaufsicht SEC die Bücher mehrerer großer Banken auf der Suche nach versteckten Verlusten durchleuchtet.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) brach am Freitag zeitweise erneut um mehr als zwei Prozent ein. Am Nachmittag erholte er sich leicht und schloß bei 7343 Punkten (minus 1,5 Prozent). Am Abend zuvor hatte die Börse in New York den bisher stärksten Einbruch dieses Jahres erlebt. Auch am Freitag rutschten die Aktienkurse wieder ab. Der Dow-Jones-Index verlor zeitweise 1,6 Prozent, erholte sich aber später leicht. Übrig blieb ein Minus von 0,2 Prozent. Dax und Dow Jones haben damit in drei Wochen knapp zehn beziehungsweise sechs Prozent verloren.

Gelesen unter: tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite;art692,2355494 (Adresse kopieren und in Browserleiste einfügen)

Kommentar der Redaktion:
Wer von unseren Lesern immer noch der Meinung ist, daß in den weltweiten Finanzmärkten noch alles rechtens ist und immer noch auf eine Bereinigung im Sinne aller vertraut, sollte in seinem eigenen Interesse Vorsicht walten lassen und über den Weg der Selbstverwaltung, sein Hab und Gut schützen.

Schließen

nachrichtenscript von artmedic webdesign