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Nachrichten von 10.02.2008, 12:09:24
Betreff: Die Ausplünderung von Deutschland durch die Heuschrecken

Wer die aktuellen Zeichen der Zeit noch nicht ernst genommen hat und wer der Meinung ist, daß alles gut ist was uns die Presse, Bankwelt und Politik vorgaugelt, sollte sich mit dem nachfolgenden Referat von Herrn Ole Ohlenbostel nochmals beschäftigen. (Empfehlung Ihrer Redaktion) Und bedenken Sie, daß durch unser Schweigen und Nichthandeln all dies geschehen konnte. Von Menschen gegen Menschen geschaffen.
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Der moderne Kapitalismus als höchstes Stadium der organisierten Kriminalität.

Meine Damen und Herren,
was ist der Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus?
Nun, Kapitalismus bedeutet, daßMenschen andere Menschen ausbeuten. Und beim Kommunismus? Da ist es genau umgekehrt.
Je nach Betrachtungsweise könnte man dies als witzig bezeichnen, aber das heutige Thema ist ernster Natur. Wir befinden uns im Krieg, in einem Wirtschafts- und Finanzkrieg, der mit brutalsten Mitteln ausgetragen wird.

Etwas Passendes dazu aus dem Jahre 1925:
Ich bin stärker als sämtliche Armeen der Welt.
Ich habe mehr Menschenleben zerstört als alle Kriege der Welt.
Ich bin tödlicher als Bomben und ich habe mehr Heime verwüstet als die mächtigste Belagerungskanone.
Ich vernichte jedes Jahr Tausende von Lohnarbeitern.
Ich erscheine an ungesehenen Stellen und tue dort am meisten Arbeit, wo ich am wenigsten vermutet werde.
Ich bin unstet und überall - in der Fabrik, im Hause, auf der Straße und auf der See.
Ich bringe Krankheit, Hilflosigkeit und Tod, und dennoch suchen nur wenige mich zu meiden.
Ich bin euer ärgster Feind.
Ich bin der Kapitalismus.

Ich füge etwas hinzu:
Der moderne Kapitalismus ist das höchste Stadium der organisierten Kriminalität.
Die Ausbeutung unseres Landes war immer und fand auf vielen Ebenen statt. Im Rahmen
dieses Vortrages kann ich nur wenige Punkte herausgreifen. Konzentrieren wir uns auf die
Machenschaften der US-Amerikaner.
Die erste große Welle schwappte kurz nach dem Zusammenbruch des Reiches über
Deutschland. Zahlreiche US-Konzerne - unmöglich alle aufzuführen - machten sich breit, um den Honig des beginnenden Wiederaufbaus abzusaugen. Die schnellsten waren wohl Coca-Cola, die sich schon 1945 hier etablierten.
Über diese Entwicklung schrieb der damalige Spiegel-Redakteur Kurt Blauhorn das
aufsehenerregende Buch „Ausverkauf in Germany”, welches 1967 erschien.

Trotz der Übermacht der US-Konzerne gelang es in einem unglaublichen Kraftakt, die
deutsche Wirtschaft wieder aufzubauen und an die Weltspitze zu führen. Das haben wir nicht den Heinzelmännchen zu verdanken, meine Damen und Herren, sondern den deutschen Männern und Frauen, die sich auf ihre Tugenden besannen. Nämlich Tüchtigkeit, bestehend auf Fleiß, Erfindungsgabe und Organisationstalent getragen von dem unerschütterlichen Glauben an die Zukunft unseres Volkes. Begleitet wurde die Aufbauleistung von weitsichtigen Politikern, die gab’s damals noch.

Folgende Bereiche der Ausbeutung möchte ich heute ansprechen:
Kapitel 1 - Plünderung der Unternehmen
Fallbeispiele: Grohe, Telekom, DSD
2 - Plünderung der Kommunen (Cross-Border-Leasing)
3 - Plünderung der Wohnungsbestände
4 - Plünderung durch Kreditverkauf
Weitere Bereiche wie z.B. die Landwirtschaft konnte ich nicht behandeln, das würde den
Vortrag zeitmäßig sprengen.
Die Dimension des Ausverkaufes ist gewaltig. Mittlerweile befinden sich ca. 5.800 deutsche
Unternehmen in der Hand von Heuschrecken. Und die sind mit rd. 600.000 Mitarbeitern der
größte Arbeitgeber. Und der Ausverkauf geht weiter. Rücksichtslos und ohne moralische
Hemmungen.
Aber nun zur zweiten Welle, die heute zu einem gewaltigen Tsunami angewachsen ist.
1986 beginnend hat sich in den USA eine Kaste gebildet, die sich vornehm als Privatinvestoren bezeichneten. Klingt irgendwie seriös und wir werden noch erfahren, wer
sich dahinter verbirgt.
Weitgehend unbemerkt, setzten die Herren zum Angriff an, nämlich die Ausplünderung
unseres Landes. Wie der Spiegel später treffsicher vermerkte „Schluß- und Ausverkauf der
Deutschland AG”.
Der 19.11.04 war ein denkwürdiger Tag. Denn da hielt Franz Müntefering eine Rede vor der
Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Er geißelte die „verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt den Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen, wenn sie sie abgefressen haben.”
Im April 2005 wiederholte er seine Anschuldigungen gegenüber der Bild am Sonntag. Damit stieß er die sog. Heuschrecken-Debatte an, was übrigens zum Unwort des Jahres erklärt wurde.
Und dann ging’s los. Stern, Spiegel und das IG-Metall-Magazin brachten ausführliche
Berichte, garniert mit Heuschrecken-Titelbildern. Schon meldete sich Michael Wolffsohn und beschimpfte Münte. Der Hinweis Heuschrecke stamme aus dem Wörterbuch von Unmenschen. Er sei Nachahmer der NS-Hetzpropaganda.
Eine wahrlich abenteuerliche Kombination, finden Sie nicht auch?

Münte sei Dank, daß die geheimnisvollen Herren, die so gern im Dunkeln agieren, ans
Tageslicht der Öffentlichkeit gezerrt wurden.
Also ich meine, die Bezeichnung Heuschrecken ist viel zu niedlich. Machen wir mal einen
Ausflug in die Tierwelt. Gefährliche Tiere zuhauf, Haie, Krokodile, Piranhas, Geier, Kraken
und Würgeschlangen.
Und die Gene dieser gefährlichen Spezies scheinen sich in der Gestalt der Investoren
gemeinsam versammelt zu haben. Aus dieser brisanten Mischung entstand ein neuer Begriff:
der Raubtier-Kapitalist (stammt nicht von mir, sondern von Heiner Geißler).
Es. gibt auch Stimmen, die behaupten, dass Hannibal Lector dagegen ein Waisenknabe sei.
Die Gruppierungen der Plünderer:
1. Private Equity (privates Beteiligungs-Kapital)
2. Hedge-Fonds
3. Sonstige wie Banken.

Befassen wir uns mit Punkt 1, die aggressivsten Ausbeuter:
1. KKR Kohlberg, Kravis & Roberts
Gründung 1987 durch Henry Kravis, Jerome Kohlberg, Georg Roberts. Übernahme von 150
Groß-unternehmen. Verwaltung von rd. 100 Mia.€ Beteiligungskapital.
Erstprojekt war die Übernahme von Nabisco (National Bisquit Comp.), USA. So ziemlich der
größte Lebensmittel- und Tabakkonzern der Welt, 1987. Mit einer rigorosen Kampfstrategie
sondergleichen, wurde der Konzern zerschlagen und ausgeplündert.
Hierüber erschien 1991 das preisgekrönte 600-Seiten-Buch „Die Nabisco-Story”.
2. Blackstone-Group
Gründung 1986 durch Stephen Schwarzman. Hält Kapitalbeteiligungen über 88 Mia.€.
Jahreseinkommen 250 Mio.$. Kürzlich in eine AG umgewandelt. Gewinn 400 Mio.$.
3. Texas Pacific Group
Gründung 1993 durch David Bonderman. Berater: Theo Waigel.
4. Carlyle-Group
Gründung 1989 durch David Rubinstein. Berater: Ex-Premier John Major Ex-US Außenminister James Baker.
5. Cerberus-Group
Gründung durch Stephen Feinberg.
Bekanntlich der Name des vielköpfigen Höllenhundes, der die Unterwelt bewacht. Wenn man die bisherige Vorgehensweise betrachtet, dann passt der Name perfekt.
Eins haben sie alle gemeinsam: sie halten sich für die Herren des Universums. Ihr Motto: wir handeln global, wir handeln brutal, aber niemals sozial.
Und noch eine Gemeinsamkeit: allerbeste Beziehungen weltweit in Politik und Wirtschaft.
Angela Merkel und Peer Steinbrück schauen schon mal bei Mr. Schwarzman in New York
vorbei, wenn sie jenseits des Atlantik weilen.
Man zeigt seine Macht. Kürzlich feierte Schwarzman seinen 60. Geburtstag in New York.
Und alle kamen. 1500 Größen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Rockstar Rod Stewart
kassierte 1 Mio.$ für 1 Stunde Auftritt.
Aber das wurde von David Bonderman noch getoppt. Auf seiner Geburtstagsparty gaben die
eingeflogenen Rolling Stones ein Privatkonzert für 10 Mio.$.

Wie gehen die Geier vor?
Maxime ist „Buy it, strip it, flip it” = kaufen - ausschlachten - abstoßen.
Überflüssig zu sagen, daß damit eine unglaubliche Skrupellosigkeit ohne jegliche
gesellschaftliche Verantwortung einhergeht. Die Wertschöpfung und Zukunftsinvestition der
Unternehmen wird vernichtet und damit die Lebensgrundlagen. Die Menschen werden auf
dem Altar des Mammon geopfert.

Meine Damen und Herren, Menschen sind keine Handelsware, sondern Geschöpfe Gottes. Aber Moral und Ethik hat bei dieser Spezies noch nie eine Rolle gespielt. Fragen Sie doch mal einen Mitarbeiter und seine Familie, der seine Lebensexistenz durch
Entlassung verloren hat, was er an Ängsten auszuhalten hat.
Übernahmen werden erreicht durch:
1. Verkauf des Unternehmens durch die Eigentümerfamilie
2. Erwerb der Aktienmehrheit
3. Verkauf von Unternehmensteilen/Tochterfirmen „Konzentration auf unsere Kern-
Aktivitäten”
4. Kreditgewährung für Expansionszwecke.

Die Ausplünderung - Kapitel 1
Planung des Angriffskrieges:
Im Visier Topunternehmen des gehobenen Mittelstandes.
Das anvisierte Unternehmen wird gründlich durchleuchtet. Schwachstellen wie Stärken
werden analysiert. Dann folgen die ersten Direktgespräche mit den Anteilseignern.
Umfangreiche Analysen und Bewertungen werden gefertigt. Eingebunden sind ganze Heerscharen von Beratern, Spezial-Anwälten, Wirtschaftsprüfern, Steuerexperten, Banker, die Millionenhonorare im Auge haben.
Der Sieg:
Die Verträge - bis 10.000 Seiten - sind abgeschlossen bzw. die Aktienmehrheit vorhanden.
Die Führungskräfte sind versorgt, werden z.T. am Unternehmen mit daran beteiligt. Man
braucht sie ja noch. Später sollen sie die Grausamkeit begehen, Massenentlassungen
vorzunehmen.
Das Schlachtfest beginnt:
Die Maske fällt. Aus vermeintlichen Partnern werden gnadenlose Filettierer. Wieder rücken
scharenweise Berater an, die nur eine Zielvorgabe haben: Profitmaximierung.
Nun passiert es:
1. Personalentlassungen bei Lohnkürzungen und Mehrarbeit
2. Verkauf von lukrativen Unternehmensteilen
3. Verkauf von Immobilien
4. Auflösung von Reserven
5. Stop von Investitionen und Forschung
6. Herausziehung maximaler Liquidität
7. Belastung mit der Kreditfinanzierung.

Die Ausplünderunq - Kapital 1 a
Friedrich Grohe AG in Hemer
Eine Perle in der deutschen Industrielandschaft. Weltmarktführer mit Badarmaturen. 1 Mia.€
Umsatz pro Jahr. 10 % Umsatzrendite. Eigenkapitalquote 50 %, also grundsolide.
Im Dezember 1998 verkaufte Familie Grohe das Unternehmen und zog sich in die Schweiz
zurück. Käufer war die Heuschrecke BC-Partner. Kaufpreis 1 Mia.€.
Das Ausschlachten beginnt:
wie üblich wurde die Übernahme fremdfinanziert. Dann wurde die AG von der Börse
genommen, es erfolgte ein Kapitalschnitt über 250 Mio.€. Dazu kam eine
Dividendenausschüttung, die Gesamtentnahme belief sich auf 350 Mio.€. Die Schulden
wurden natürlich dem Unternehmen aufgebürdet und damit die Zins- und Gebührenlasten.

Aber jetzt geht’s richtig los:
Denn im Sommer 2004 wurde das Unternehmen schon wieder verkauft. An die Texas Pacific-Group David Bonderman. Kaufpreis 1,5 Mia.€. Zusätzlicher Gewinn für BC 500 Mio.€ und das in 5 Jahren.
Und die neuen Herren greifen durch, aber wie:
Mc-Kinsey erstellt ein 100-seitiges-Gutachten. Abbau von 3000 Mitarbeitern, Produktionsverlagerung nach China, Logistiksteuerung nach Polen. Hier nur noch Verwaltung und Designabteilung. Produktionsstätte Herzberg wird geschlossen. Bürgermeister Michael Oecknigk: Grohe ist für unsere 10.000-Einwohner-Stadt der größte Arbeitgeber und Steuerzahler. Das ist für uns der Todesstoß.
Produktionsstätte Porta Westfalica. BM Stephan Böhme: wir sind empört und stehen mit
geballten Fäusten hilflos daneben. Was passiert nach dem Personalabbau mit den hunderten Familien?
Grohe will jährlich 150 Mio.€ Einsparungen beim Einkauf erreichen. Das führte bei den
Zulieferfirmen zu Auftragsrückgängen und Arbeitsplatzverlusten. Die Folgewirkungen sind
unübersehbar.
Und heute? Die Produktion ging nicht nach China. Dafür wurde 1/3 des Personals entsorgt
und gleichzeitige Lohnkürzungen. Auf Biegen und Brechen soll eine Rendite von 28 % per
Jahr erreicht werden. Fragen der Mitarbeiter nach der sozialen Verantwortung der Investoren wurden nicht beantwortet. Vorstandschef Körfer-Schün, als die Seele von Grohe bezeichnet, muss sein Lebenswerk verlassen und geht.
Seitdem führt der Engländer David Haines die Geschäfte.
Grohe lebt noch und macht gute Umsätze. Das einst stolze Weltunternehmen ist mit 1 Mia.€
Kreditschulden belastet. Die Aufwendungen dafür führen zu roten Zahlen, der Fiskus geht
leer aus.

Die Ausplünderunq - Kapitel 1 b
Vorhang auf, Trommelwirbel, Tusch:
es erscheint auf der Bühne Aaron Lebowitsch.
Nie gehört? Doch, Sie kennen doch alle Ron Sommer.
Es ist derselbige. ‘
Am 15.05.95 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden gekürt. Wo? Bei der Dt. Telekom. Und
damit wären wir beim Thema.
1996 der Börsengang mit einem Riesen-Werbeaufwand, um die sog. Volksaktien beim
Kleinanleger populär zu machen. Jeden Tag musste man Manfred Krug ertragen.
Und was sagte Ron Sommer? „Die Telekom-Aktie ist so sicher wie Ihre Rente.” Und alle
glaubten es, kauften wie verrückt, Rentner lösten ihre sauer ersparten Rücklagen auf, zumal der Aktienkurs ausge-hend von 14 € immer weiter stieg. Es war eine Mischung aus Gier und Wahnsinn. Woran ich mich nicht beteiligte, ich sah das Desaster kommen.
Ja und als der Kurs irgendwo in Baumwipfelhöhe von 100 € lag, platzte die Blase und der
Kurs ging auf 9 € zurück. Die Kleinaktionäre verloren 2 Mia.€. Auch eine Variante der
Ausplünderung.
Ron Sommer war nicht mehr zu halten und gab am 16.07.02 seinen Rücktritt bekannt.
Angeblich belief sich seine Abfindung im hohen 2-stelligen Millionenbereich.
14.000 Kleinaktionäre verklagten daraufhin die Telekom. Auch amerikanische Kläger
reichten eine Sammelklage ein. Unter Berücksichtigung des hohen Prozessrisikos in den USA zahlte die Telekom 95 Mio.€ + 17 Mio.€ Anwaltskosten.
Grund der Klagen waren die geschönten Angaben im Verkaufsprospekt. Es ging ja um die
erhöht angesetzten Immobilien, was sich bilanzmäßig sehr wohltuend auswirkte und den
Aktienkurs beflügelte.
Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wurden eingestellt.
Und wenn Sie glauben, Ron Sommer ist in der Versenkung verschwunden, irren Sie sich. Er bleibt uns erhalten, denn Blackstone hat ihn als Berater angeheuert. Es wird spannend, denn Sie fragen, wofür?
Die Antwort ist einfach: Angriff auf die Telekom.
Man sitzt zusammen, man einigt sich schnell. Im April 2006 verkauft Herr Steinbrück an
Herrn Schwarzman 4,6% der Telekom, wobei dies mit einem Sitz im Aufsichtsrat verbunden
ist.
Und wie schwärmte doch gleich Finanzminister Steinbrück:
„Blackstone kann und wird einen erheblichen Beitrag dazu leisten, die Chancen und
Potentiale der Telekom zu mobilisieren und auszuschöpfen.
Ich zitiere aus dem Buch „Der Heuschrecken-Faktor”:
Der Bund als Haupteigner mit 32% hat sich mit der Heuschrecke verbündet und ihr
Unterstützung zugesagt. Damit reicht der Einfluß von Blackstone viel weiter, als der kleine
Anteil oder Sitz im Aufsichtsrat vermuten läßt.
Blackstone demonstrierte Stärke, Kai-Uwe Ricke als Vorstandschef wird für den schlechten
Aktienkurs verantwortlich gemacht, wird abserviert. Mr. Schwarzman äußert mehrfach seine
Unzufriedenheit über die nach seiner Ansicht unterbewertete Telekom. Und was sehen wir
jetzt? Massenentlassungen und Gehaltskürzungen. Immerhin, die Mitarbeiter wehren sich, Sie erinnern den 4-wöchigen-Streik.
Unter Ron Sommer wird die technologische Zusammenarbeit mit Israel forciert. Und
fortgesetzt, denn im vergangenen Jahr eröffnete die Telekom zusammen mit der Ben-Gurion-Universität ein Forschungs- und Entwicklungsinstitut dort. Schwerpunkt ist die
Informationstechnologie.
Es geht weiter voran. Am 07.10.07 unterzeichnete Rene Obermann, jetziger Vorstandschef
der Telekom, in Jerusalem eine Vereinbarung mit dem Ministerium für Industrie, Handel und Arbeit. Es geht um die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Informations- und
Kommunikationstechnologie.
Und was sagt Herr Obermann dazu?
„Die Vertragsunterzeichnung bedeutet eine weitere Vertiefung der erfolgreichen und
langjährigen Zusammenarbeit mit israelischen Unternehmen und Institutionen. Der extrem
anwendungsorientierte Ansatz israelischer IT-Firmen ermöglicht es der Dt. Telekom,
zukunftsweisende Lösungen für innovative neue Dienstleistungen schnell in kommerzielle
nutzbare Produkte umzusetzen.”
Den letzten Satz habe ich immer noch nicht verstanden. Aber wahrscheinlich liegt das an
meiner bescheidenen Intelligenz. Sie können sich seine Aussagen auf der Webseite der Telekom gern ansehen und zu Gemüte führen.

Die Frage sei erlaubt: haben wir in unserem Land nicht genügend hochqualifizierte ITUnternehmen?
Vielleicht ist Herr Obermann ja so gütig und weiht mich in die verschlungenen
Pfade der Hochtechnologie ein, damit meine Gedanken wieder in richtige Bahnen gelenkt
werden.

Die Ausplünderunq - Kapitel 1 c
Und nun ein Stück aus dem Tollhaus:
DSD Duales System Deutschland AG „Der grüne Punkt”.
Kennen Sie bestens, denn Sie sind dabei. Jeden Tag. Ob Joghurtbecher oder Milchtüte,
Glasbehälter oder Plastiktüte, Sie zahlen über Ihren Einkaufspreis die Entsorgung, und zwar reichlich.
1990 erfolgte die Gründung durch einen Verbund der Lebensmittel- und Verpackungsbranche. Ein Gewinn wurde nicht angestrebt, es ging ja nur um
Verwertungspflichten. Wer’s glaubt, setzt sich den Hut mit der Kneifzange auf und rennt
verkehrt durch eine Einbahnstraße.
Satte Gewinne wurden gemacht bei einem Jahresumsatz von 1,7 Mia.€, natürlich zu Lasten
des Konsumenten. Hunderte von Millionen € wurden durch diese überhöhten Preise angehäuft. Ende 2003 belief sich der Kassenbestand auf sage und schreibe rd. 900 Mio. Auf Druck des Europäischen Gerichtshofes verpflichtete das Bundeskartellamt das DSD, sich von den Anteilseignern zu trennen, außerdem 75% der Aktien zu veräußern. Sinn war, das Monopol zu brechen und mehr Wettbewerb zuzulassen. Wörtlich „Das Bundeskartellamt erwartet, daß sich die DSD AG bis Ende 2004 dem Kapitalmarkt öffnet”. Klar, daß die Finanzhaie sofort ihr Maul bis zum Anschlag aufrissen.
Wie von Zauberhand geführt, stand sofort KKR auf der Matte, das DSD zu übernehmen. Der
Kauf wurde vom Aufsichtsrat des DSD in Windeseile genehmigt, angeblich innerhalb von 53 Minuten. Was bei diesem Geschacher ablief, ist bis heute von Nebelwolken umhüllt.
Kaufpreis war 260 Mio.€. Dazu gründet KKR die Fa. DUI Deutsche Umwelt Investment. Die
kauft das DSD und fremdfinanziert 160 Mio.€. Sodann erfolgt die Verschmelzung der Firmen
miteinander. Und damit liegen die Kreditschulden beim DSD. Also zahlte KKR ganze 100
Mio.€. Übrigens haben unabhängige Fachleute den Wert des DSD auf 1,4 - 1,6 Mia.€
geschätzt.
In Jahre 2005 wird die zweite Raketenstufe gezündet. Umwandlung der AG in eine GmbH.
Die liquiden Mittel von rd. 500 Mio.€ werden herausgezogen und an die Gesellschafter
ausgezahlt. Der GmbH Gesellschafter ist die Blacksmith Holding im Steuerparadies Luxemburg. Ein Unternehmen - Sie ahnen es - von KKR.
Kritik wird laut. NRW-Verbraucherministerin Bärbel Höhn fordert, daß die Zwangsabgabe
aus den Rücklagen an die Verbraucher zurückgezahlt wird. Berechtigt, bleibt aber trotzdem
ein frommer Wunsch. Wörtlich sagt sie „das Duale System ist nichts weiter als eine
Gelddruckmaschine.” Klar, was denn sonst.
Die Kritik wird lauter. Das DSD gerät unter Druck. Gelbe Tonnen und Säcke haben
ausgedient. Moderne Sortieranlagen trennen selbstständig den Müll. Aber das DSD verteidigt die lukrative Sortierung mit Zähnen und Klauen.
Es wird interessant. Verschiedene Strafanzeigen führen dazu, daß die Staatsanwaltschaft
Köln gegen DSD- und KKR-Manager wegen Untreue ermittelt. Im Kern geht es darum, daß
das DSD viel zu billig verscherbelt wurde.
Dieser Vorgang - zu Lasten der Verbraucher - ist ein Meisterstück des Raubtier-Kapitalismus. Warten wir ab, ob es den Staatsanwälten gelingt, den Nebel ein wenig zu lichten. Zweifel sind angebracht.

Die Ausplünderung - Kapitel 2
Cross-Border-Leasing =
Grenzüberschreitende Vermietung bzw. Verkauf unter Ausnutzung steuerrechtlicher
Möglichkeiten.
Die Gewerbesteuer-Einnahmen brechen ein. Die Kassen der Kommunen sind leer. Der
Pleitegeier sieht sich schon mal näher den Stadtkämmerer an. Man sucht verzweifelt nach
neuen Einnahmequellen. Flugs stehen unsere beliebten Heuschrecken parat, um Hilfe anzubieten, natürlich völlig uneigennützig, versteht sich.
Das Finanzierungsmodell klingt einfach und ist doch in der Praxis sehr kompliziert.
Die Kommune verkauft Eigentum, z.B. Kanalnetz, Kraftwerk, MVA, Messehallen,
Straßenbahn, Wasserversorgung usw. an einen US-Investor. Und mietet sofort wieder zurück.
Vertragslaufzeit 100 Jahre mit Option zum Rückkauf nach 25 Jahren.
Nach dem US-Steuerrecht kann der Investor seine Auslandsinvestition mit bis zu 35%
abschreiben. Die Kommune erhält aber lediglich den sog. Barwertvorteil mit wenigen
Prozenten. Der Gewinn entsteht also nicht durch Wertschöpfung, sondern durch Verluste des US-Fiskus.
Beispiel:
Kommune verkauft ein Objekt für 1 Mia. € an den Investor. Der erhält 35%_ 350 Mio. € vom
US-Fiskus. Die Kommune bekommt 20 Mio. €. Und die Differenz von 980 Mio. €? Die erhält
die kredit-gebende Bank als Sicherheit. Sie ahnen es, schon wieder sind Hunderte von Beratern für Millionenhonorare unterwegs, um die Vertragsgestaltung vorzunehmen.
Die Verträge sind grundsätzlich in englischer Juristensprache abgefaßt. Haben bis zu 2.000 Seiten, die sich in zahlreiche Zusatzverträge aufspalten. Gerichtsstand ist immer USA, vornehmlich New York.
Raffinierte Verträge, die Kommunen tragen das ganze Risiko, nämlich Objektuntergang,
Stilllegung, mangelhafte Nutzung, ungenügende Investitionen und Pflege. Wird dagegen
verstoßen, ist die Kommune vertragsbrüchig geworden. Haftet also für Beträge, die ein
Vielfaches des Barwertvorteils übersteigen. Außerdem das Risiko, falls sich die USSteuergesetzgebung nachteilig ändert.
Weiter verpflichtet sich der Vertragspartner, den Investor unter allen Umständen geheim zu
halten.
Die Verantwortlichen auf unserer Seite sind völlig überfordert, die Brisanz dieser
komplizierten Verträge zu übersehen, zumal in Englisch. Parlamentarier erhalten praktisch nie die Verträge zur Einsicht, man hatte ja Vertraulichkeit zugesichert.
Zwischenzeitlich sind rd. 200 Großobjekte von den Stadtverwaltungen und Bahn für ca. 100
Mia. € verkauft worden. Oder anders gesagt, für ein Linsengericht verscherbelt worden.
Einige Beispiele:
Kabelnetz/ Wasserversorung:
Düsseldorf - Wert 600 Mio. €
Stuttgart Wert 1 Mia. €
Köln Wert 1,8 Mia. €
Kraftwerke Dresden - Wert 415 Mio. €
Düsseldorf - Wert 600 Mio. €
MVA Berlin - Wert 300 Mio. €
Aachen - Wert 325 Mio. €
Wuppertal - Wert 380 Mio. €
Hamburg
Kläranlagen, MVA, Hochbahn - Wert 2 Mia. €
DB, IC-Züge, Lokomotiven - Wert 1 Mia. €
Die Liste lässt sich seitenlang fortsetzen.
Weitere Objekte wurden verkauft. Immobilien wie Krankenhäuser und Messehallen,
Schienennetze.
Bedenken Sie bitte, daß die Investoren von diesen gewaltigen Summen nur wenige Prozente den deutschen Institutionen großzügig überlassen haben, also einen kleinen Wurstzipfel.
Aber es gibt auch Positives zu berichten.
Der weitere Verkauf von 27 Schulzentren wurde 2003 durch die Stuttgarter Bürgerinitiative
verhindert. Erreichbar wurde dies durch Aufklärungsveranstaltungen, Menschenketten,
80.000 Flugblätter, 12.000 Unterschriften empörter Bürger.
Massive Bürgerproteste und 40.000 Unterschriften, stoppten in Frankfurt den Verkauf des UBahn-Schienennetzes.
Und noch etwas Positives. Die US-Finanzbehörden lassen die Abschreibung nicht mehr zu, da es sich um ein reines Steuersparmodell handelt, welches hauptsächlich vom Steuerparadies Cayman-Inseln erfolgte.
Ungeklärt ist aber, ob die deutschen Kommunen für den Ausfall aufkommen müssen. Die
Verträge sehen es ja vor.

Die Ausplünderung - Kapitel 3
Ausverkauf dt. Wohnungsbestände
Still und wenig bemerkt kaufen die US-Geldhaie seit 1999 Hunderttausende von
Sozialwohnungen auf.
Lt. einer Studie des Bundesamtes für Bauwesen wurden in den letzten Jahren 1,5 Mio.
Wohnungen für 50 Mia. € an Investoren verkauft. Bis 2 Mio. sollen die nächsten Jahre
dazukommen.
Wer sind die Käufer?
Fortress, Terra Firma vertreten durch Annington, der Höllenhund Cerberus, Blackstone.
Daneben tummeln sich noch weitere Heuschrecken.

Wer sind die Verkäufer?
Ein buntes Konglomerat, Kommunen, Versicherungen, Konzerne, Eisenbahn, Gewerkschaft.
Einige Zahlen:
152.000 Wg. für 7 Mia. € von Viterra (Tochter von EON)
100.000 Wg. (Deutsche Bahn AG)
66.000 Wg. GSW Berlin (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbauges.)
Werkswohnungen von RWE, ThysssenKrupp usw.
Ein besonderer Fall die BFA.
2004 war es soweit, man konnte kaum noch die Renten auszahlen. Also beschloß die
Bundesregierung am 05.07.04 alle 81.000 Wohnungen an 147 Standorten durch deren Tochter GAGFAH (Gemeinnützige AG für Angestellten-Heimstätten, Gründung 1918) zu verkaufen, d.h. zu verschleudern. Erlös 3,5 Mia. € = pro Wohnung 43.000 €.
Raten Sie mal an wen? An den US-Heuschreck Fortress.
Was sagte Michael Sommer vom DGB?
„Kollegen und Kolleginnen, wir dürfen nicht nur über die Heuschrecken lamentieren, wir
müssen auch etwas gegen sie tun.” Und was passierte daraufhin im November 2005? Die Gewerkschaftsholding BGAG verkauft deren Bau-Becon-Gruppe (vormals Neue Heimat) in Hannover mit 23.000 Wohnungen für ca. 1 Mia. € an Cerbe-rus. 1 Jahr später dann noch alle 37 Gewerkschaftshäuser.
Inzwischen hat Cerberus alles weiterverkauft für 1,7 Mia. €. Gewinn schlappe 700 Mio. €.
Im Visier: 300.000 Wohnungen der LEG (Landesentwicklungsgesellschaft NRW GmbH).
Das Kabinett hat den Beschluß zum Verkauf bereits gefaßt. Es wird mit Fortress und
Annington verhandelt.
Am 02.07. konnten wir einen TV-Bericht vom WDR ansehen. Titel: „Heuschrecken im
Wohnzimmer.” In dieser Sendung standen die Ängste, gerade der älteren Bewohner, im
Mittelpunkt.
Eine aktive Volksinitiative versucht den Verkauf zu stoppen. Hoffentlich gelingt es.
Lutz Freitag, Präsident Gesamtverband dt. Wohnungsunternehmen: „mit 50 Jahren
erfolgreichen sozialen Wohnungsbau wurden Goldadern gelegt, die jetzt gehoben werden.
Verstehen kann ich das Handeln der Kommunen nicht, das ist glatter Selbstmord. Durch den beschlossenen Verkauf verliert die Wohnungspolitik das Instrument der sozialen Gestaltung.”
Sie wissen sicher, dass die SPD am 28.10. das neue Grundsatzprogramm in Hamburg
beschlossen hat. Was lese ich auf Seite 34 unter Vorsorgende Sozialpolitik in den
Kommunen?
„Wir unterstützen das Bemühen der Kommunen, bezahlbaren Wohnraum bereitzuhalten.”
Und warum verkaufen SPD-geführte Kommunen riesige Wohnungsbestände? Eine seltsame Logik liegt darin.
Die Vorgehensweise:
Die Kaufpreise bewegen sich zwischen 500 + 800 € per qm.
Die Kaufpreise werden bis zu 80/90% bankfinanziert. Rest erfolgt aus einem Fond. Die
Banken verbriefen die Darlehen und verkaufen sie über die internationalen Kapitalmärkte an die Hedgefonds.
Beliebt ist auch der Steuertrick. Für den Kauf eines Immobilienunternehmens gründen die
sog. Investoren eine eigenständige Finanzierungsgesellschaft. Die wird dann mit der eben
erworbenen Firma verschmolzen und mit den Krediten belastet. Also sofort rote Zahlen, der
Fiskus sieht keinen Cent.
Wir kennen es. Auch hier wieder Hunderte von Beratern, Gutachtern, Anwälte, Banker. Wie
werden die Renditesteigerungen erreicht?
1. Mieterhöhungen von 20%.
2. Optimierung der Bewirtschaftung = heißt Personalabbau
3. Verbriefung der Kredite
4. teilweiser Weiterverkauf an Mieter
5. mangelhafte Instandhaltung, Einsparung von Reparaturkosten.

Widerstand zwecklos? Keineswegs!
Beispiel Freiburg:
Was sagte 2002 der erste grüne Oberbürgermeister?
„Mit mir gibt es keinen Ausverkauf der städtischen Wohnungsbaugesellschaft.” Es geht um
rund 8.000 Wohnungen. Und 2006? Da mußte er sein Wahlversprechen brechen, die
Schuldenlast hatte ihn eingeholt. Im Stadtrat fand sich schnell eine Mehrheit für den Verkauf.
Aber dann das Wunder: Freiburg erhebt sich. Bürgerinitiativen bilden sich, schließen sich
zusammen zur Einheit mit Sozis & Grüne, Gewerkschaften & Sozialmieter, Konservative und
der Alt-Oberbürgermeister. Alle stemmten sich gegen den Ausverkauf. 40.000 Bürger
protestieren, überall Heuschrecken Plakate, Diskussionsabende.
Der Protest gewinnt Eigendynamik, der angestrebte Verkauf wird eliminiert. Die Schlacht
wurde siegreich geschlagen.

Einigkeit macht stark. Bravo Freiburg!
Siege gab es auch in anderen Städten wie Köln und Rostock.

Die Ausplünderung - Kapitel 4 Kreditverkauf der dt. Banken:
Seit 2003 gehen immer mehr Banken dazu über, gewährte Kredite an unsere geliebten USHeuschrecken zu verkaufen. Hauptsächlich handelt es sich um Kredite für Immobilien,
Konsumenten, Unternehmern. Der Kaufpreis beläuft sich zwischen 40-60%.
Ziel der Banken ist es, wenig ertragreiche Kreditkunden loszuwerden. Man nennt das
„Bilanzbereinigung” oder „Neuausrichtung unser Bankaktivitäten.”
Der Verkauf erfolgt paketweise. Um die Attraktivität dieser Pakete zu erhöhen, werden
unrentable aber auch regelmäßig bediente Kredite gemischt.
Die neuen Forderungsinhaber haben dabei nur ein Ziel, die schnelle Rückzahlung der
Darlehen zu erreichen oder die zügige Verwertung der Sicherheiten. Überflüssig zu erwähnen, daß dies mit Brutalmethoden erfolgt.
Kreditverkäufe 2003 = 3 Mia. €
2004 = 12 Mia. €
2005 = 20 Mia. €
2006 = 30 Mia. €
Eine wahrhaftig traurige Entwicklung.
Hauptverkäufer ist die Hypo Real Estate mit 5 Mia. €, die Dresdner Bank mit 6 Mia. €.
Man nennt das Restrukturierungskultur, ich nenne das Aasgeierkultur, wobei Kultur sicher
das falsche Wort ist. Gefährlich, wenn Unternehmenskredite verkauft werden.
Typische Beispiele:
Strumpfhersteller Kunert. Commerzbank verkauft die Darlehen an die Dt. Bank, die
wiederum an einen Hedgefond. Die neuen Investoren wandelten die Schulden in
Firmenanteile um und hatten plötzlich die Mehrheit. Dann wurden 500 Mitarbeiter entlassen
usw.
KarstadtQuelle stand 2004 vor der Pleite. Dann wurden 300 Mio. € als Darlehen gewährt.
Dafür mußten 60 Mio. € an Zinsen und Gebühren/Beratungen gezahlt werden.
Und jetzt wird das Unternehmen gezwungen, zwecks Ablösung seine Immobilien zu
verkaufen. An die Goldmänner, nämlich Goldman Sachs.
Und jetzt kommen wir zur Rolle der öffentlich-rechtlichen Sparkassen, die immer mehr bzgl.
der Kredit-verkäufe in Kritik geraten. Die Kunden haben viel Vertrauen in ihre Sparkasse,
auch weil sich diese gern menschenfreundlich geben. Und nun fühlen sich immer mehr
Kunden verraten und verkauft.
Greifen wir einen Fall heraus. Die StSpK Wedel verkaufte 636 Kredite. Ein Handwerker aus
Wedel mußte plötzlich feststellen, daß sein Kredit über 30.000 € verkauft wurde - ohne seine Zustimmung. Sein Anwalt bezeichnet das als modernen Menschenhandel.

Und nun zu einer menschlichen Tragödie. Brigitte Alexander bewohnte mit ihrer 84-jährigen
Mutter in Wedel eine 3-Zi-Wohnung, die vor 12 Jahren gekauft und von der Sparkasse
finanziert wurde. Ende 2005 geriet die Tochter in Arbeitslosigkeit, die Tilgung nahm die
Mutter vor. Aufgrund des obigen Kreditverkaufes meldete sich die Verwertungsgesellschaft
Crown Westfalen i. A. einer Heuschrecke. Sie forderte die Wohnung zu verkaufen und das
Darlehen zu tilgen. Sonst Zwangsversteigerungsverfahren. Daraufhin wählte die Mutter den
Freitod. Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft führten zu nichts.
Vorletzte Woche entschied das OLG Schleswig, dass auch Sparkassen - genau wie Banken - berechtigt sind, Kredite zu verkaufen.
Als Folge der Kreditverramschung ist die Zahl der Zwangsversteigerungen, Bankrotte und
Eintreibungs-methoden, nicht zu übersehen. Die Verbraucherzentralen geißeln das Verhalten der Banken als höchst unmoralisch und nennen es Verrat am Kunden.

Am 18.09.07 fand eine Anhörung im Finanzausschuß des Bundestages statt. Anwesend
waren Vertreter der Geschädigten und Heuschrecken. Hauptsächlich bezog sich die Anhörung darauf, daß die Vertrauensbasis für beide Seiten durch den Kreditverkauf zerstört wird. Damit auch die Verletzung der Eigentums- und Persönlichkeitsrechte. Selbstredend, dass die Banken jegliche Änderungen ablehnen.
Vergangene Woche ist der Entwurf zum sog. Risikobegrenzungsgesetz verabschiedet worden. Jetzt meldet sich die EU-Kommission und möchte den Hypothekenmarkt in Deutschland liberaler gestalten. Was heißt, dass nicht-bankliche Finanzierungsunternehmen neue flexible Produkte anbieten können. Auch solle durch die Erhöhung von Beleihungswerten bis 120% größeres Wachstum geschaffen werden. Der Vorteil für den Verbraucher: er hätte dann mehr Geld für den Konsum zur Verfügung.
Also genau die Übertragung von US-Praktiken, die ja gerade total gescheitert sind. Ein Stück aus dem Tollhaus, offenbar wünscht man sich noch mehr Schuldner, die dann als abhängige Sklaven ihr Dasein fristen.

Deutsche Kaufmannstugenden sind a fond perdu. Es gilt nur noch das Gesetz des Dschungels.
Und was tun unsere Politiker? Nichts! Im Gegenteil, ob Herr Eichel, Herr Glos oder Herr
Steinbrück: alle heißen die sog. Investoren herzlich willkommen.
Aus einem Interview „Peer Steinbrück glaubt, daß Hedgefonds geradezu ein Segen für die
Volkswirtschaft des Landes sind, da sie für Liquidität sorgen. Er will die Finanzinvestoren
nicht vertreiben.”
Sicher hat er recht, was die Liquidität betrifft, damit sind natürlich die Einnahmetaschen der
Investoren gemeint. Diverse Politiker arbeiten Hand in Hand mit den Heuschrecken, z.B. Rudolf Scharping, Volker Rühe, Theo Waigel.
Schon 1998 hielt Ex-Bundeskanzler Schröder die Futtertöpfe für unsere Heuschrecken bereit.
Da gab’s die Stelle eines Bundesbeauftragten für Auslandsinvestitionen, das war Hilmar
Kopper, damals Aufsichtsratsvorsitzender der Dt. Bank. Später erfolgte die Umwandlung in „Invest in Germany GmbH” mit einem Jahresunterhalt von 5 Mio. €. Sitz in New York mit Außenstellen in Chicago und Los Angeles.
Im November 2003 war Schröder in New York zu einem Treffen mit Vertretern führender
US-Banken. Dabei hielt er eine Laudatio auf Sanford Weill, damaliger Chef der Citi-Group.
Wobei er verkündete, „ich bin stolz diesen Mann als meinen Freund nennen zu dürfen, einen Mann mit Mut, Prinzipien und Visionen.”

Und wie äußert sich Hans-Jürgen Papier, immerhin Präsident des Bundesverfassungsgerichtes in einem Stern-Interview Mai 2005?
Herr Papier, sehen Sie auch Heuschreckenschwärme, die das Land kahlfressen?

A: Das ist nicht meine Sprache. Sie müssen mit mir über Recht reden.
Im GG Art. 14 heißt es: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der
Allgemeinheit dienen.
Art. 74: Verhütung des Mißbrauchs wirtschaftlicher Machtstellung.
A: Das Eigentum wird durch die Verfassung geschützt, man darf es zum eigenen Nutzen
verwenden. Daß manche Unternehmen durch Ausnutzung steuerlicher
Gestaltungsmöglichkeiten ihre Steuerpflicht auf Null drücken, ist eine andere Frage. Das ist
Sache des Gesetzgebers, so etwas auszuschließen.
F: Verstoßen Renditeziele von 25% pro Jahr nicht gegen das Grundgesetz?
A: Was nicht gesetzlich verboten ist, das ist erlaubt.
Eines muß ich dem Herrn Präsidenten lassen: er hat eine Menge erzählt, aber nichts gesagt. Offenbar sind die Heuschrecken tabu.

Ich möchte Mathias Richling, dem beliebten Kabarettisten ein wenig Konkurrenz machen. Es folgt eine satirische Betrachtung mit dem Titel:
Offener Brief an unsere Bundeskanzlerin:
Verehrte Angela,
Retterin des Weltklimas, entschlossene Führerin der Bundesregierung, strahlende Repräsentantin des Staates, mächtigste Frau der Welt,
Du besuchtest gerade Indien und wurdest mit Lob überschüttet. Premier Singh überschlug
sich vor Anerkennung: „In Kanzlerin Merkel haben wir einen großen Staatsmann, einen Welt- Staatsmann und einen großen Freund unseres Landes. Eine große Staatenlenkerin, eine große Anführerin der Welt. Große Aufgaben kommen auf sie zu. Indien erwartet, daß sie eine
führende Rolle in der globalisierten Welt spiele.”
Vor paar Wochen hat Dich der ehrenwerte Rabbi Schneier in New York zum Welt-
Staatsmann ernannt, wegen Deiner Verdienste. Welche Ehre, ich habe vor Glück fast geweint.
Aber was Deine Verdienste betrifft, mir wollen einfach keine einfallen, aber das ist sicher
altersbedingt. Ach ja und Henry Kissinger war auch dabei. Toll Deine Dankesrede, die hat
dem Rabbi sicher gut gefallen.

Und am kommenden Dienstag wirst Du schon wieder geehrt. In Berlin mit dem Leo-Baeck-
Preis. Oh Angela, jetzt bist Du bald die Herrin des Universums und machst Gott Konkurrenz.
Welt-Staatsmann. Verstehe ich Dich richtig, daß Du nun für die Interessen der ganzen Welt
verantwortlich bist? Hast Du überhaupt noch Zeit, dich um das Wohlergehen Deines eigenen Volkes zu kümmern? Ich glaube kaum, denn Du bist ja pausenlos auf Reisen. Du forderst die Einhaltung der Menschenrechte in China und Russland. Bist Du noch bei Trost?
Wladimir gab Dir die richtige Antwort. Sorge erst einmal für die Einhaltung in Deinem Land, denn da hapert es mächtig. Ich finde es bedrückend, daß unsere Rechte immer weiter in unserem Überwachungsstaat eingeschränkt werden. Der Schritt zum Orwell’schen
Wahrheitsministerium ist schon in Sichtweite. Aber es kann ja sein, daß Du nichts realisiert, weil Du nun in höheren Regionen zuhause bist.
Wladimir hat Dir großartige Angebote für eine engere Zusammenarbeit offeriert. Du weißt
doch, welche gemeinsame Vergangenheit uns verbindet. Wir brauchen uns gegenseitig, um die Zukunft zu bewältigen. Warum läßt Du ihn eiskalt abblitzen? Oder bist Du noch immer davon überzeugt, daß die wahre Volksbeglückung aus Amerika kommt?

Ich darf Dich an Deine Worte erinnern „Deutschland ist ein Sanierungsfall”. Wieso läßt Du
zu, daß die Heuschrecken unsere Blumenwiesen immer mehr abgrasen? Soll unser Land
eines Tages nur noch aus abgenagten Knochen bestehen? Du jammerst über die bösen
Staatsfonds aus China und Russland, die sich hier einkaufen wollen. Und was ist mit den USHeuschreckenfonds?
Dazu hast Du Dich noch nie’geäußert. Du bestimmst doch die Richtlinien der Politik. Also greif zur Schere und stutze denen die Flügel.
Was ist plötzlich mit Deinen amerikanischen Freunden los? Erscheint doch diese Woche eine 6-seitige Kritik in der „Newsweek”. Und Dein Konterfei als Titelblatt mit dem Untertitel
„Lost Leader”.
Und was schreiben diese journalistischen Schmutzfinken alles: Du bist in Lethargie verfallen. Du huldigst dem deutschen Zeitgeist. Du verkaufst den kleinsten gemeinsamen Nenner als größtmöglichen Erfolg. Du seiest eine brillante Taktikerin, aber wieder dort gelandet, wo Du vor 7 Jahren warst. Und als Gipfel nennt man Dich Mrs. Feelgood.

Und Christian Günther von „Die Zeit” setzt noch einen drauf mit dem Titel
Göttinnendämmerung.
Also mit Wolke 7 ist bald nichts mehr. Er rät dazu, die eigene Selbstwahrnehmung entlang
der Wirklichkeit zu korrigieren. Zumal die Fremdwahrnehmung oft eine andere ist. Er sieht
eine Trendwende des heimischen Meinungsklimas voraus.
Frech schreibt er weiter, dass der Erfolg Deiner, Kanzlerschaft ein Medienprodukt war und
sonst nichts. Dass Dein Markenzeichen verschleiern, lavieren und im Unkonkreten liegt. Und früher oder später wird die Luftblase platzen. Beginn der Kanzlerdämmerung.
Liebe Angela, ich bin in tiefer Sorge. Mit Riesenschritten nähert sich eine wirtschaftliche und
soziale Krise größten Ausmaßes. Am Horizont tauchen bereits die apokalyptischen Reiter auf, ich höre das Trommeln ihrer Hufe.
Also ich bitte Dich, mach unser Land wetterfest.
Ich erinnere Dich daran, daß Du nur unserem Volk verpflichtet bist und sonst niemanden auf der Weit.
Oder willst Du eines Tages als Marionettenfigur in der Augsburger Puppenkiste landen?
Liebste Angela, ich bitte um Deine freundliche Nachsicht, wenn ich die falschen Fragen
gestellt habe. Aber wundern darf ich mich noch?
Oder wird das auch schon in Bälde verboten?
Trotzdem in Treue fest Dein sorgenvoller Untertan.

Sind wir wehrlos? Nein wir sind es nicht! Widerstand ist überall vorhanden.
Schon sind mehrere Bücher über die Untaten der Heuschrecken erschienen. Daniel Schäfer wurde kürzlich mit einem wichtigen Wirtschaftspreis ausgezeichnet. Für sein Buch „Die Wahrheit über die Heuschrecken”. Trägt alles zur Aufklärung der Bürger bei, muß aber intensiv fortgesetzt werden.
Abwehrerfolge häufen sich. An Continental und Cewe Color haben sich die Finanzhaie die
Zähne ausgebissen.

Deutsche Familienunternehmen wehren sich gegen den Ausverkauf. Unter Führung der
finanzstarken Konzerne Voith und Freudenberg wurde ein Beteiligungsfond installiert. Es
kann sich an mittelständischen Unternehmen bis 250 Mio. € Jahresumsatz beteiligen.
Wie bereits besprochen, sind kommunale Ausverkäufe durch massive Proteste gestoppt
worden.
Bedingt durch die sich ständig ausbreitende Wirtschaftskrise in den USA, ist die Finanzierung für Übernahmen schwierig geworden. Die Heuschrecken sind flügellahm geworden und haben Arthose in den Beinen. Was uns nur recht sein kann.

Hassen wir sie, verfluchen wir sie? Ich meine, wir sollten sie bedauern. Denn wer die
Profitmaximierung als höchstes Ziel ansieht, der verachtet die Menschen und hat den Sinn
des Lebens nicht begriffen.
Was ich Ihnen heute vortragen durfte, ist nur ein kleiner Einblick in die traurige Welt des
Raubtier-Kapitalismus.
Ich hoffe nur, daß ich Sie mit der Fülle der Fakten nicht überfordert habe.
Ich freue mich, wenn ich Sie zum Nachdenken anregen würde.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

von Ole Ohlenbostel

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